Historisch haben sich mehrere Begehungsstile entwickelt, also Arten und Regeln, nach denen Sportkletterrouten begangen werden. Zumeist ist die Auswahl des Begehungsstils nur den eigenen sportlichen Ansprüchen unterworfen. Es gibt jedoch je nach Klettergebiet 'übliche' Begehungsstile. Eine wichtigere Rolle spielen Begehungsstile bei Kletterwettkämpfen und Erstbegehungen.
Rotpunkt
Als Rotpunkt wird die sturzfreie Begehung einer Route im Vorstieg bezeichnet. Dabei müssen alle Sicherungspunkte (also Express-Schlingen, Keile, Schlingen und andere Sicherungsgeräte) selbst angebracht werden. Vorhandene Haken dürfen benutzt werden. Nach einem Sturz wird erneut vom Einstieg begonnen. Dabei müssten streng genommen alle Sicherungen wieder entfernt und erneut gelegt werden. Es ist aber üblich, bereits gelegte Sicherungen hängen zu lassen.
On Sight
Als On Sight wird die Rotpunktbegehung einer Route im ersten Versuch bezeichnet. Dabei sind vor dem Einstieg nur die Informationen über die Route bekannt, die durch Betrachten vom Boden aus möglich sind. Tipps oder "Ansagen" von anderen Klettern, Abseilen über die Route oder anderen beim Klettern der Route zusehen ist ausdrücklich verboten. Bei Kletterwettkämpfen werden die Routen On Sight geklettert.
Flash
Rotpunktbegehung einer Route im ersten Versuch, aber mit Zusatzinformationen ("Ansagen" durch andere, Tipps, Zusehen bei anderen, die die Route vorher begehen etc.).
a.f. (alles frei)
Im Gegensatz zum Rotpunkt-Stil darf an Sicherungspunkten ausgeruht werden. Das Weiterklettern muss dabei aus der letzten Kletterstellung erfolgen. Im Elbsandstein ist a.f. der traditionelle Kletterstil.
Hangdogging
Begehung einer Route im Vorstieg. Nach einem Sturz wird von der letzten Zwischensicherung aus weitergeklettert.
Pinkpoint
Sturzfreie Begehung im Vorstieg, wobei Sicherungspunkte bereits vorher angebracht wurden. Rotpunkt und Pinkpoint werden inzwischen kaum noch unterschieden, vor Allem im oberen Schwierigkeitsbereich wird im Allgemeinen nur mit vorgehängten Expressschlingen geklettert.
Rotkreis
Begehung einer Route im Vorstieg, wobei bei einem Sturz zum letzten Stand, No-Hand-Rest (Stelle, an der man sich ohne Hände halten kann) oder bis zum Boden abgelassen wird und die Route/Seillänge wieder von Anfang an geklettert wird, das Sicherungsseil aber in den bis dahin eingehängten Zwischensicherungen verbleibt. Auch als "Yo-yo-ing" bekannt.
Free-Solo
Ungesichertes Klettern oberhalb der Absprunghöhe mit der Gefahr tödlicher Verletzungen bei einem Sturz. Free-Solo und Freiklettern sind nicht dasselbe. Beim Freiklettern werden sehr wohl Sicherungsmittel (Seil, Haken usw.) eingesetzt, sie dürfen nur nicht zur Fortbewegung verwendet werden. Beim dieser Begehungsart wird mitunter nochmals danach unterschieden, ob die kletternde Person Seil und Gurt mit sich führt (und bloss nicht benutzt) oder nicht - das kann der Unterschied ums Ganze sein.
Clean
Die Kriterien sind identisch zu Rotpunkt, wobei keine permanenten Zwischensicherungen in der Kletterroute angebracht sind. Die Sicherungspunkte sind wiederentfernbar anzubringen wie zum Beispiel durch Klemmkeile, Schlingen in Sanduhren oder um Felsköpfe, etc.. Sicherungspunkte, die den Fels beschädigen (zum Beispiel Felshaken), sind nicht erlaubt. Alle Zwischensicherungen werden normalerweise nach der Begehung wieder entfernt. Clean ist daher mehr eine Eigenschaft der Kletterroute. Die zusätzliche Anforderung ist das Legen der Zwischensicherungen durch den Kletternden. Dies kann als Erschwernis eines Begehungsstils angesehen werden. Jedoch kann auch in einer Kletterroute, die clean ist, im Pinkpoint-Begehungsstil geklettert werden.
Schwarz-Kreuz
Begehung einer Kletterroute im Free-Solo-Stil mit Sturz.