20. März 2010 – 30. Wehlener Bergtest
Gerade eben mal die Bilder angeschaut vom diesjährigen Wehlener Bergtest - huaaahh, war das alles nass… Was hatte ich für Schwein, dass ich an diesem Tag verhindert war (genauer gesagt musste ich mir den Frühling in Oybin anschauen) und deswegen beschloss, den Bergtest schon eine Woche eher zu laufen. Ein weiterer Vorteil war ohne Zweifel die supergeringe Beteiligung an diesem mittlerweile traditionellen 36km-Lauf an meinem Sonnabend - außer mir lief die Gesamtstrecke nämlich wahrscheinlich niemand…
Zur Tour: Praktischerweise besteht seit letztem Sommer ein Direktzugriff meinerseits auf eine der Schubertbauden oberhalb der Pension am Nationalpark in Wehlen, die das allgemeine Ziel der organisierten Wanderung darstellt. Ein guter Ausgangspunkt also. Freilich ist noch die übliche Trägheit am Morgen zu überwinden, aber schon Punkt 12 Uhr stehe ich auf dem Basteiparkplatz und biege über diesen in Richtung Schwedenlöcher ab. Tourkundige haben jetzt sicher schon festgestellt, dass ich den Bergtest “falschrum” gelaufen bin.
Die Schwedenlöcher runter die reinste Rutschpartie, hört das nie auf mit diesem Winter? Schön vereist und ein Getropfe überall. Dafür geht’s ziemlich schnell, nach 20 Minuten bin ich am Amselsee. Pionierweg hoch, der Hockstein naht, hier war ich erst letztens im Herbst. Weiter die viel zu selten gegangene Wolfsschlucht ins Polenztal, sicher eine der schönsten Kaminstiegen im Gebirge (nach dem Aufstieg aufs Hermannseck, versteht sich…). Im Polenztal ist noch richtig Winter, der Weg vereist, dicke Tropfeiszapfen hängen in den Seitentälern und an den Wänden. Das Vorwärtskommen ist ein wenig beschwerlich. Eigentlich dachte ich immer, der Wehlener Bergtest wäre eine Frühlingstour. Da muss ich was verwechselt haben…
Da es schon etwas spät ist, beschließe ich, ein wenig zu bescheißen… Ohnehin ist die Tour in ihrem Verlauf ein wenig gezwungen, da müssen ein paar Abstriche drin sein. Statt also von der Waltersdorfer Mühle wieder nach Rathen zurück zu laufen (zur Erinnerung: vor einiger Zeit war ich am Amselsee), gehe ich den mir vollkommen neuen Mühlweg nach Waltersdorf. Dieses Dorf ist so schön, dass ich es auf der Straße in kompletter Länge durchquere. Blöderweise bin ich dann so im Tran, dass ich den Abzweig zum Lilienstein verpasse und einfach auf der Straße weiterlatsche. Tja - der Umweg lauert überall…
Also halb rum um den Lilienstein und den Nordaufstieg hoch. Immer wieder ein herrlicher Gipfel, für mich vermutlich der imposanteste Aussichtsfels des ganzen großen Gebirges. Alle Aussichten inspizieren, die ringsum auf den Wanderer lauern, dafür muss eine längere Pause drin sein. Nur den Funkturm sollte mal jemand umrunksen, der stört das Ambiente doch erheblich. Wenn dann noch jemand der Kneipe Bescheid sagen würde, dass man an sonnigen Frühlingstagen sehr nett Getränke und Mahlzeiten verkaufen kann und dafür sogar noch Geld bekommt wäre der Aufenthalt perfekt.
Apropos Mahlzeit: ich gehöre zu der Sorte Wanderern, denen ein gutes Frühstück für die nächsten 40 Kilometer reicht. Das heißt: im Normalfall nehme ich nix Essbares mit, in der größten Not wird da schon irgendwo eine Kneipe offen haben. Oder eben auch nicht… Servicewüste Deutschland. (Nachtrag: und außerdem ist es sinnvoll, mehr als 3,70 Euro bei sich zu haben, wie ich allerdings erst am Imbiss auf dem Königsteiner Dorfplatz feststellte. Naja, hat ja noch alles gelangt.)
Weiter zur Tour: Runter vom Lilienstein und über die Elbhangkante gehüpft. Der Fährmann wartet, er ist ein Guter. Auf dem Reißiger Platz endlich der schon erwähnte Mittagsimbiss für 3,70 Euro.
Auch in der folgenden Etappe glänzt der Bergtest durch eine bemerkenswerte Streckenführung. Etwas vereinfacht ist zu konstatieren, dass man von Königstein nach Königstein wandert, dazwischen liegen allerdings Schöne Höhe, Pfaffendorf, Pfaffenstein mit Aufstieg durchs Nadelöhr und der lange Vorbeimarsch am Quirl. Dann stehe ich wieder an dem ungefähr dem Platz, an dem ich zwei Stunden vorher gestartet bin. Nuja, war auch schön zwischendurch…
Vom Bielatal dann durch den Wald, vorbei an der herrlich gelegenen Latzhütte zur Festung Königstein. Die Sonne geht unter, es wird kühl, ich hab Durst, das Pfaffendorfer Quellwasser ist aufgebraucht, die Läden im neuen Parkhaus sind natürlich schon dicht.
Nächste Etappe: Unterquerung der B172, durch den Wald zum Ortsbeginn von Thürmsdorf. An der Bushaltestelle hat sich die Jugendbande Sächsische Schweiz recht sinnfrei verewigt. Was die wohl so tun, so als Bande in der Sächsischen Schweiz? Buden bauen vielleicht? Oder Staudämme? Rätselhaftes Treiben im Wald. Ich beschließe, ihnen heute nicht zu begegnen…
Thürmsdorf ist nicht so spannend, vor allem nicht im Dunkeln. Verstohlen halte ich Ausschau nach außen angebrachten Wasserhähnen, finde aber keine. Am Ortsausgang höre ich Kinder irgendwas in den Wiesen spielen.
Wo war jetzt noch mal der Weg zur Götzingerhöhle? Über die Straße und dann geradezu, oder? Da fühlt es sich unterholzig an. Egal, jetzt werden keine Kompromisse mehr gemacht. Querwaldein komme ich voran. Erwähnte ich schon meinen wachsenden Durst?
Der Gipfel des Kleinen Bärensteins wird gespart, so schnell es in der Dunkelheit geht strebe ich der Bärensteinscheibe entgegen. Eine Nachtbegehung ohne Lampe kommt mir kurz in den Sinn, verlässt das Hirn aber sofort wieder, ohne Spuren zu hinterlassen. Vom Naundorfer Feld dafür ein herrlicher Blick auf das Dresdner Elbtal. Der Sonnenschein in vollem Licht. Die letzten Meter gehen schnell, den Damengrund bin ich so oft gegangen, dass ich ihn auch blind finden würde. Der Geruch von Kühen auf der Weide, gesehen hab ich aber keine.
Zum Abschluß dann ein kleines Wunder: der Schrankenimbiss lässt mich nicht im Stich. Ein Hoch auf die lokale Gastronomie! Ein riesiges Wasser muss ich bestellen, zwei Biere kommen ungefragt. Man kennt sich halt. Danke dafür.
Ralf